In der Hundeszene gehören das Wegschicken (Go Out), das Bleib (unser Siemens Lufthaken) und der Rückruf mehr oder weniger zur Grundausbildung. Bei Pferden sieht man’s nicht so häufig.
Warum eigentlich nicht?
Derweil täten die vierbeinigen Zaungäste einiges dafür, mitspielen zu dürfen.
Nachdem keiner der gängigen Wege dazu geführt hat, Islandbub Skorri das Hüfttarget plausibel zu machen, hat uns nun eine gemodelte Gewichtsverlagerung weitergeholfen. Schließlich gibt es unzählige Trainingswege für jedes Verhalten, und es bleibt dem eigenen Einfallsreichtum überlassen, einen der Wege zu finden, bei dem es im Pferdehirn „click“ macht.
Worin bestand dabei die Schwierigkeit? In erster Linie darin, dass Skorri fast zwei Dekaden Trainingsgeschichte auf „vor dem Menschen weichen“ hat. Das Konzept, bewusst und in voller Absicht auf den Menschen zuzugehen, schien ihm sehr befremdlich. Das gab uns eine interessante Nuss zu knacken.
Übers Shapen ging es nicht voran. Darüber, das neue vor das alte Signal zu setzen (braucht beim Hüfttarget zwei Personen) ebenso wenig. Mitunter lohnt es sich, einen Augenblick länger über Alternativen nachzudenken.
Wie wäre es also mit Modeln? Als geübter Balance-Pad-Genießer hatte Skorri keine Probleme damit, sich von mir die Hinterhand verschaukeln zu lassen. Dadurch ergab sich der ersehnte Ansatzpunkt, eine Gewichtsverlagerung in Richtung des Trainers zu verstärken.
Nun sind wir soweit, der Jung macht mit dem Heck den entscheidenden Schritt auf mich zu. Click! und Zauberkeks als besonderes Dankeschön.
Dieses Verhalten fasziniert mich, wann immer ich es in einem Videoclip sehe; zuletzt beim Dreamteam Christin Brümmer mit ihrem Johnny. So träume ich schon lange davon, mit DC zu tanzen.
Was man allerdings viel zu selten sieht, ist ein Video, das den Trainingsweg zeigt, den der Trainer mit seinem Pferd gegangen ist. Rein theoretisch könnte es davon Dutzende geben. Was sage ich – Hunderte! Zitat Viviane Theby, dem Sinn nach: „Es gibt 1000 Wege, ein Verhalten zu trainieren. 500 davon sind tierschutzrelevant. Unter den anderen 500 können wir frei wählen.“
DCs Clip zeigt euch den Anfang des Weges Nr. 473 zum Riverdance mit Pferd. Der Mitschnitt hat Überlänge, enthält neben den guten YES-Momenten auch Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen des Trainers und ist eben nur ein Weg von 500 möglichen. Auf geht’s.
Lebe deinen Traum.
Riverdance mit dem schönsten, liebsten, großherzigsten, intelligentesten, eigenständigsten usw. Islandmädchen der Welt. (Wie gut, dass wir keine Labels vergeben)
Starte jetzt sofort.
Sonntag, 28.07.2019, beim Stalldienst zwischen Raufen auffüllen und Abäppeln.
Starte dort, wo du gerade stehst.
Im Unterstand des Zweitpaddocks.
Starte mit dem, was du gerade hast.
DC. Einen Clicker. Eine Futtertasche. Ein Handy zum Filmen. Ein Schultertarget, das die Vorderhand mit einer beliebiger Beinfolge nach innen wendet.
Einheit 1
Aller Anfang ist schwer? Ganz sicher nicht. Warum sollte er? Schließlich arbeiten wir mit Markertraining und haben bei Nina Steigerwald gelernt, unsere Verhaltens-Toolbox zu benutzen, einen Trainingsplan zu schreiben und das praktische Training auszuwerten als Grundlage für den nächsten Durchgang.
Think. Plan. Do. Thank you, Bob Repeat. Damit’s vorangeht.
Am Anfang steht das Kreuzen der Vorderbeine. Das Schultertarget verschiebt den Schultergürtel des Pferdes. Wir benutzen das Schultertarget im Alltag zum Rangieren. Deshalb war es bislang egal, wie das Pony die Füße setzte. Für die Tanzeinlage hingegen soll ausschließlich das äußere über das innere Vorderbein kreuzen.
Die Grobplanung sieht vor:
In Führposition links Stufe 1. Verfeinern des Schultertargets – auf Signal „Schultertarget“ das äußere Bein kreuzen
Stufe 2. Signalumbau – NeuVorAlt (Aküfi für Maulfaule). Das neue Signal wird vor das alte gesetzt: Kreuzendes Menschenbein – Schultertarget -> Pferdebein kreuzt. Das wiederholen wir, bis DC das Verhalten vorwegnimmt („Ich weiß schon, was gleich kommt!“ Super, kleine Schlauschnäcke). Jetzt können wir das neue Signal benutzen.
Stufe 3. Entkreuzen der Beine, das Spielbein kehrt in die Ausgangsposition zurück. DCs Standardverhalten wäre beim Schultertarget, das Standbein nach innen nachzusetzen. Stattdessen soll sie aber in NormallNull zurückkehren. Um den Ablauf generell intus zu bekommen, haben wir von Anfang an den Futterpunkt genutzt, um nach dem Kreuzen in die Startposition zurückzukehren. In den ersten Sequenzen erkennt man gut, dass es DC schwerfällt, das gewohnte Verhaltensmuster aufzubrechen und Gewicht und Spielbein stattdessen zurückzuverlagern. Am Ende der Einheit bekommt sie den Click für das Zurücksetzen des Beins.
Stufe 4. Sowie DC die Bewegungsfolge prompt und flüssig ausführen kann, werden wir uns dem Seitenwechsel widmen, und das Spiel beginnt von vorn. Warum das so ist, kann man humorvoll und leicht verständlich bei Marlitt Wendt nachlesen Ein kluger Kopf unter jedem Schopf – eine klare Leseempfehlung für jeden Pferdefreund.
Wann wir die Zeit finden werden, den Riverdance weiterzuverfolgen, steht in den Sternen, aber solange der Traum vom Tanzen da ist, geht der Trainingsplan dafür nicht verloren.
Islandmädchen Lipurtá hat sich auf die Reise gemacht, das Ganzkörperwippen auf der Zweibeinwippe Steigerwald.T-2BW zu lernen, ganz ähnlich wie Dísa im vergangenen Jahr.
Das Stütchen kennt aus ihrem Alltag beides, die konventionelle Ausbildung und den Zungenclick. Im Wippentraining wird die Isländerin ausschließlich positiv verstärkt.
Nach fünf Einheiten mit Grundlagentraining, die neben Höflichkeit und Mitgehen das generelle Betreten der fixierten Wippe mit erst zwei, dann drei, dann vier 🙂 Hufen beinhalteten, lernt Lipurtá zur Zeit, einen symmetrischen Wippenausschlag von etwa 2 cm auf der kleinen Standfläche auszubalancieren.
Der Targetstab erfüllt dabei eine Doppelfunktion; zum einen dient er als Verstärker für das Stehen auf der Wippe, zum anderen erlaubt er eine gezielte Beeinflussung der Kopfposition im Hinblick auf die Nasenhöhe und die Ausrichtung nach vorn anstatt zur Futtertasche. Als nettes Goodie gibt’s eine Festigung der Höflichkeit noch obendrauf.
Ein kaum zu verhindernder Nebeneffekt des clickertrainierten Wippens ist, dass sich Lipurtá inzwischen an den Eingang zum Reitplatz stellt, wann immer ein Zweibein auf dem Gelände ist, das – hoffentlich? – mit ihr auf die Wippe geht 😉
Auf den ersten Blick
wirkt das Foto restlos unspektakulär. Spannend wird es, wenn man etwas mehr
über die Hintergründe erfährt, wie zum Beispiel, dass sich DC nur ungern
anfassen und überhaupt gar nicht passiv bewegen lassen mag.
In einer
kombinierten Trainings- und Behandlungseinheit mit der einfühlsamen
Pferdeosteopathin Nicole Plinz konnte Dísa über einen Targetstab als
Kooperationssignal den Verlauf der diagnostischen und therapeutischen Griffe
steuern. Solange die Ponynase am Püschel klebte, fuhr Nicole mit ihrer Arbeit
fort; löste sich die Pferdenase vom Target, hielt Nicole inne und wir warteten
das OK von DC ab.
Über das
Kooperationssignal bekommt das Pferd eine für alle Beteiligten ungefährliche
und zuverlässige Möglichkeit, einen Behandlungsverlauf so zu steuern, dass es
damit gut zurecht kommt. Behauptet Dísa zumindest. Und sie muss es wissen,
oder?
Mit dem Körpertarget „Auge“ als Kooperationssignal gibt das Pony sein OK, am Sehorgan behandelt zu werden und dabei still zu halten.
Wozu ist das gut?
Zur ungestörten Reinigung. Zur Verabreichung von Augentropfen ins Auge statt auf die Ganasche.
Und wenn sich der TA dem Auge mit Instrumenten nähert (z.B. einer Pinzette zur Fremdkörperentfernung) kann freiwillige Mitarbeit den entscheidenden Beitrag leisten, das Augenlicht zu erhalten.
Mit dem Karpaltarget lassen sich gezielte Instabilitäten erzeugen, die das Pferd durch eine leichte Gewichtsverlagerung und erhöhte diagonale Körperspannung kompensiert.
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