Markertraining – dein Trainings-Plus für Pferd und Mensch
Entspanntes Hufegeben egal wo, egal wann

Was sind eigentlich… Kriterien?

Teilnehmende Trainer des Motionclick Netzwerks, der Initiative für gewaltfreies Pferdetraining, haben eine Beitragsreihe gestartet, in der an 17 Tagen jeweils ein Begriff aus dem Tiertraining leicht verständlich erklärt wird. Einer dieser Begriffe ist das Kriterium.

Titelbild: Katharina Klünder von „Das motivierte Pferd“

Was sind eigentlich Kriterien? Fachbegriffe einfach erklärt – TEIL 9/17

Komm kurz mit mir in den Sanitärbereich einer Autobahnraststätte. Dort muss man bezahlen, wenn man hinein möchte, als Erwachsener zumindest. Kinder dürfen kostenfrei Pipi machen. Aber woran erkennt ein Menschenskind, ob es „erwachsen“ ist oder als Kind gilt? Neben den Eingängen ist eine ausgestanzte Kunststoffplatte mit der stilisierten Silhouette eines Menschen montiert. Wenn das Kind durch diese Silhouette gehen kann, ohne sich den Kopf zu stoßen, darf es kostenfrei hinein. Ausschlaggebend ist also die Größe des Menschen. Das nennt man ein Kriterium: Ein zuvor festgelegtes Merkmal wird herangezogen, um eine Entscheidung zu treffen.

Genau darum geht es auch im Tiertraining. Vor jedem Trainingsdurchgang legst du fest, welches Verhalten dein Pferd für den Click zeigen soll. Denn mit dem Click sagst du deinem Pferd, dass es seine Aufgabe richtig gelöst hat.

Entspanntes Hufegeben egal wo, egal wann

Ein Beispiel: Das Pferd soll lernen, den Huf zum Auskratzen bis auf Kniehöhe anzuheben. Du gibst dein Signal, z.B. eine Berührung am Bein. Dein Pferd hebt den Huf bis auf Höhe deines Knies. Du clickst und fütterst. So weit, so gut.

Nun kann es aber sein, dass dein Pferd im nächsten Durchgang den Huf nur ein paar Zentimeter lupft statt bis auf Kniehöhe anzuheben. Das Kriterium wurde nicht erfüllt, es gibt keinen Click. Das wird als Daumendisziplin bezeichnet und ist mindestens genauso wichtig wie das Clicken selbst.

Eine Schwierigkeit in der Umsetzung von Kriterien kann – scherzhaft gesprochen – sein, ein „großes Herz für Tiere“ zu haben. Du gibst dein Signal, dein Pferd hebt den Huf bis zur Mitte deines Unterschenkels. Du clickst und fütterst, denn immerhin hat dein Pferd den Huf ja angehoben, wenn auch nur ein bisschen.

Doch was bedeutet dieser Click für dein Pferd? Lass uns in sein Fell schlüpfen und die Szene aus seiner Sicht betrachten. Dein Pferd hat nur das Clickgeräusch um herauszufinden, was du von ihm möchtest. Es hebt den Huf eine Handbreit hoch und hört den Click. Was lernt es also in diesem Durchgang? „Halbe Höhe“ ist richtig.

Nur leider stimmt das nicht. Das Kriterium wurde nicht erfüllt. Unbeabsichtigt bringst du deinem Pferd etwas bei, was du gar nicht haben willst. Ein gut gemeinter „Trostclick“ stiftet daher nur Verwirrung und Frust, wenn dein Pferd später für dasselbe Verhalten keinen Click mehr bekommt.

Je genauer du dein Kriterium vor Augen hast und präzise clickst, desto leichter kann dein Pferd herausfinden, was seine Aufgabe ist. Oder anders ausgedrückt: Click nur, was du wirklich haben möchtest. Dann geht es im Training mit Spaß und Freude flott voran.

Du möchtest mehr rund um das Clickertraining erfahren? Im letzten Beitrag hat dir Nina Steigerwald von Steigerwald.T erklärt, was es mit dem Timing auf sich hat. Im nächsten Beitrag wird Simone Mender von Simones Pferdetraining über Management sprechen.

Die ganze Reihe findest du auf der Seite Motionclick-Netzwerk – Initiative für gewaltfreies Pferdetraining.

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